Syrien und die Flüchtlinge – eine Schülerperspektive

Bis zu den schrecklichen Anschlägen von Paris Mitte November war die dramatische Situation der vielen Flüchtlinge aus den islamischen Staaten, vor allem aus Syrien, das beherrschende Thema in der deutschen Gesellschaft – und so natürlich auch in den Schulen. Nach einer Veranstaltung an der Alexander-von-Humboldt-Schule sah sich unser Schüler Torben-Ole Ahrens (11. Jahrgang) berufen, seine Sicht der Dinge zu schildern, die wir an dieser Stelle veröffentlichen.

Millionen von Flüchtlingen! Millionen von Toten! Die Rede hier ist von dem Bürgerkriegsland Syrien, welches am 9. November 2015 an unserer Schule explizit zum Thema wurde. Jeder Jahrgang der Oberstufe schaute sich den Film „Süchtig nach Jihad“ an.

Im Film geht es um den Studenten Hubertus Koch, der zur Generation Ballerspiele und Komasaufen zählt. Wie er sagt, veränderte sich sein Leben, als er den humanitären Helfer Mahmoud Dahi trifft. Dahi bezeichnet sich selbst als Syrer, der in Deutschland lebt. Dieser engagiert sich für seine Heimat, indem er Aufbauarbeit im syrischen Flüchtlingslager Bab Al- Salameh leistet und dort beispielsweise Krankenwagen hinbringt. Während der ganzen Zeit filmt Hubertus Koch viele schöne Situationen, wie zum Beispiel die Hoffnung der Syrer und spielende Kinder, aber auch sehr viele schlimme Dinge wie Autobomben, Kindersoldaten, Waisenkinder und Tote.

Der Film hat mir persönlich sehr gut gefallen, weil er keine klassische Dokumentation ist, sondern man ganz genaue Eindrücke von diesem Thema erhält. Außerdem ist es sehr ergreifend, wie ein normaler junger Mensch aus Deutschland auf Krieg, Terror und Flüchtlinge reagiert. Diesen Film kann ich nur empfehlen! Man kann ihn kostenlos auf YouTube anschauen!

Das Highlight dieser Veranstaltung war aber, dass ein Experte auf diesem Gebiet und ein deutsch-syrischer Mann bei uns waren und uns nach dem Film Rede und Antwort gegeben haben. Dieter Hanisch war bei der Diskussion in der Rolle des Moderators und hat auch teilweise Fragen beantwortet. Er konnte uns mit einfachen Worten das komplexe Thema sehr gut erklären. Ismail Abdi hat bei der Diskussion die meisten Fragen beantwortet. Herr Abdi wohnt in Kiel und arbeitet dort als Taxifahrer. Er war in Syrien ein Jurist und musste 1998 aus seiner Heimat fliehen, weil er das Regime unter anderem aufforderte die Menschenrechte einzuhalten. Das finde ich schrecklich! Keine Meinungsfreiheit! Das kann man sich gar nicht vorstellen. Außerdem finde ich es nicht gut, dass Herr Abdi in Deutschland als Taxifahrer arbeitet, obwohl er in seinem Heimatland Jurist war. Dies hätte man doch damals beachten müssen! Auch für die Zukunft muss man also berücksichtigen, dass gut ausgebildete Flüchtlinge vernünftige Arbeit bekommen.

Auch Herr Abdi konnte uns sehr gute Antworten geben, die uns oftmals sehr ergriffen haben. So erzählte er davon, dass er 2010 in Syrien zu Besuch war, um seine Familie zu sehen. Bei der Abreise wurde er am Flughafen von Damaskus von der Polizei entdeckt und verhaftet, weil er ja damals das Regime kritisiert hatte. Er musste für viele Wochen ins Gefängnis, welches um Welten schrecklicher ist als ein Gefängnis in Deutschland. Menschen wurden dort verprügelt und vermutlich sind auch einige gestorben. Seine Familie in Deutschland hat darauf bei den deutschen Behörden und Politikern Druck gemacht und so konnte Herr Abdi nach vielen Wochen wieder nach Deutschland zurückkehren. Außerdem sagte er uns Schülern, wie man helfen kann – und zwar sollen wir uns für Flüchtlinge einsetzen und vielleicht auch etwas spenden.

Der 14. November war für Taten ein guter Tag. Ein paar Schüler unserer Schule und ich waren in Neumünster und haben sich für Flüchtlinge eingesetzt und wir haben den populistischen Parteien NPD und AfD den Weg versperrt, welche in einem Protestzug gegen Flüchtlinge hetzen wollten und falsche Fakten kundtun wollten. Weit sind sie nicht gekommen, weil ca. 500 von Vernunft geleiteten Bürger den Populisten den Weg versperrt haben. Und dazu rufe ich wie Herr Abdi auf!

Meiner Meinung nach war diese Veranstaltung in der Schule ein voller Erfolg. Der Film war sehr gut und die anschließende Diskussion perfekt. Ich möchte mich hier auch nochmal im Namen von allen Schülern bei Herrn Hanisch und Herrn Abdi bedanken, dass sie in Schulen den Film zeigen und anschließend die Fragen aller Schüler beantworten. Das ist für eine Meinungsbildung zum Thema Syrien und Flüchtlinge eine ungeheure Hilfe, weil man von Herrn Abdi und Herrn Hanisch vieles aus erster Hand erfährt.

Die Tage darauf war die Flüchtlingskrise immer noch Gesprächsthema Nummer 1 im Unterricht, aber auch in den Pausen. Das WiPo-Profil und vermutlich auch andere Klassen des 11. Jahrgangs schauten sich am Mittwoch einen weiteren Film an und diskutierten sehr lange über dieses Thema. Ich finde es sehr schön zu sehen, dass die Schüler und Lehrer unserer Schule interessiert an diesem Thema sind.

Torben-Ole Ahrens, 11. Jahrgang