Philosophie

„Staunen ist der erste Grund der Philosophie.“

(Aristoteles, Philosoph der griechischen Antike, 384-322 v. Chr.)

Philosophie ist die Wissenschaft von allem, beschäftigt sich mit Erkenntnissen verschiedenster fachwissenschaftlicher Bereiche, mischt sich überall ein, bedient sich vielfältiger Methoden und fragt, fragt, fragt... Und das bereits altersgerecht ab der 5. Klasse an der Alexander – von – Humboldt Schule!

Aufgaben und Ziele des Philosophieunterrichts

Ein grundlegender Zug des Philosophierens ist dabei das Heraustreten aus den üblichen Denk- und Handlungszusammenhängen: Philosophen halten ein und staunen, zweifeln, hinterfragen. Hier knüpft die Philosophie an die kindliche Neugierde an, mit der wir einst die Welt begutachteten, und versucht diese trotz und angesichts zunehmender Antworten auf unsere Fragen wiederherzustellen (wenn sie denn, wie so oft, im Zuge des Älterwerdens in Teilen oder ganz verloren gegangen ist). Im Ganzen dient dies der Orientierung in den Deutungsangeboten und Perspektiven moralischen Handelns unserer Gesellschaft und anderer Kulturen. Im Unterschied zum Religionsunterricht, der Denken und Handeln aus dem christlichen Glauben heraus prägt, gründet die philosophische Orientierung allein in der denkenden Selbstvergewisserung in der Auseinandersetzung mit eigenen Einsichten und im Dialog mit anderen.

Entsprechend fördert der Philosophieunterricht die Fähigkeiten,

...selbstständig zu denken:

  • eigene Erfahrung/eigenes Denken zum Gegenstand der Aufmerksamkeit zu machen.
  • vermeintlich Selbstverständliches in Frage zu stellen.


... konsequent zu denken:

  • Gründe zu fordern und für das eigene Denken zu geben.
  • widerspruchsfrei und folgerichtig zu denken.
  • differenziert zu urteilen.


... sich in andere Menschen und deren Denkweisen hineinzuversetzen:

  • Gedanken anderer zu würdigen.
  • eigene Gedanken in der Auseinandersetzung mit anderen zu überprüfen.


... das Handeln am philosophischen Denken zu orientieren:

  • Verantwortung für sich und für andere anzuerkennen und wahrzunehmen.
  • Konflikte diskursiv zu lösen.

 

Themen des Philosophieunterrichts

Die Fachanforderungen des Fachs Philosophie beziehen sich in der konkreten Themengestaltung in allen Klassenstufen auf die vier großen Fragebereiche menschlichen Selbstverständnisses, die der berühmte Aufklärungsphilosoph Immanuel Kant (1724-1804) formulierte:

Fragebereich

Beispiele für konkrete Themenaspekte dieses Fragebereichs in Unter- und Mittelstufe

Was kann ich wissen? (Erkenntnistheorie)

Gefragt wird hier nach Bedingungen, Möglichkeiten und Grenzen des Erkennens.

Leistung sinnlicher Wahrnehmung
Raum und Zeit
Funktionen von Sprache
Denken und träumen
Erinnern und vergessen
Selbst- und Fremdbild

Was soll ich tun? (Ethik)

Diskutiert werden hier Konzepte angemessenen, richtigen und sozialverträglichen Handelns.

Formen und Grenzen der Freundschaft
Wahrheit und Lüge
Leben mit Behinderungen
Toleranz und Vorurteile
Gewissen

Was darf ich hoffen? (Metaphysik)

Hier werden individuelle sowie gemeinschaftliche Vorstellungen thematisiert hinsichtlich Sinn, Ursprung und Jenseits des Lebens.

Glück und Unglück
Weltentstehung
Das Böse und Gute
Gottesbilder
Utopien

Was ist der Mensch? (Anthropologie)

Untersucht wird hier, was den Menschen in seinem Wesen ausmacht, was ihn vom Tier und anderen Seinsformen unterscheidet.

Spielen und Sport
Lernen
Denken und Sprechen
Arbeit und Freizeit

 

Im Oberstufenunterricht sind die ersten vier Halbjahre den Fragebereichen nach Kant im Einzelnen zugeordnet:

 

E.1

Einführung in das philosophische Denken (anthropologischer Reflexionsbereich)

Charakteristika des philosophischen Denkens und das menschliche Selbstverständnis stehen hier im Vordergrund. Besonderes Augenmerk gerichtet wird dabei auf den Menschen als Kulturwesen, der in vielfältigen Bezügen lebt.

E.2

Ethisches Begründen, Urteilen und Handeln (moralisch - praktischer Reflexionsbereich)

Vertieft werden hier die Fragen nach der Freiheit des Handelns im Zusammenhang mit der Identität des Menschen sowie nach möglichen Begründungsformen richtigen Handelns. Zudem wird vertiefend ein Bereich angewandter Ethik, z.B. Umwelt- oder Medienethik, behandelt.

Q1.1

Wahrnehmen, Erkennen und Denken (erkenntnistheoretischer Reflexionsbereich)

Wahrheit und Wirklichkeit, deren Erkennbarkeit und Vermittlung, auch in den Medien unserer Kommunikationsgesellschaft, stehen hier im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Q1.2

Metaphysisches Fragen und Deuten (metaphysischer Reflexionsbereich)

Die großen bewegenden Fragen nach dem Ursprung, dem Sinn, nach Gott und Tod bilden den thematischen Rahmen dieses Halbjahres.

 

In Q2 findet projektorientierter Unterricht statt; die Schülerinnen und Schüler haben hier die Möglichkeit, weitgehend selbstbestimmt eigenen Interessensschwerpunkten und methodischen Fähigkeiten nachzugehen. Die Themenwahl vertieft dabei einen der Fragebereiche und wird gemeinsam mit der Lehrkraft abgesprochen.


Methoden des Philosophieunterrichts
Das philosophische Nachdenken vereint Abstrakt-Theoretisches und Konkret-Beispielhaftes mit Hilfe folgender methodischer Wege (Auswahl):

    • genaue (phänomenologische) Untersuchung: Welche Eindrücke, Gefühle, Gedanken, Vorstellungen nehme ich wahr angesichts...?
    • Begriffsdefinitionen: Was genau versteht man unter...?
    • Textanalyse: Wie verstehen andere Philosophen das?
    • intuitiv-kreative Zugänge in Form von Bildern
    • (Gedanken-)Experiment: Was wäre, wenn...?/Was geschieht, wenn...?
    • Fallanalysen: Untersuchung eines Fragen aufwerfenden Szenarios
    • Diskussion: Welche Argumente überzeugen?
    • Essays/Geschichten schreiben/Fotostories erstellen: Wie kann man sich ... vorstellen?
    • Rollenspiele: Wie würde ich mich fühlen und verhalten, wenn...?
    • Projektarbeit

Projekte

Neben variablen Projektarbeiten des Unterrichts, die einen Themenaspekt methodisch vielfältig in anregendem Gedankenaustausch in Kleingruppen erschließen können, entstehen Unterrichtsvorhaben aus gemeinsamer Planung mit den Schülerinnen und Schülern.