Auch in diesem Jahr lud die Hertie-Stiftung zum Landesfinale von „Jugend debattiert“ in den Kieler Landtag. Unterstützt wurde sie dabei von der Landeszentrale für politische Bildung.
„Debattieren ist eine wichtige Kulturfähigkeit“, bemerkte der Vorsitzende Christian Meyer-Heidemann in seiner Begrüßung. Auch die Bildungspolitikerin Anke Erdmann (Die Grünen) lobte das engagierte Format und freute sich auf die „wachen, jungen Menschen“, die aus allen Landesteilen als Sieger der Regionalwettbewerbe in die Hauptstadt geströmt waren. Mit Hilfe anspruchsvoller Debatten sollte ermittelt werden, welche beiden Schüler der Sek I und Sek II Schleswig-Holstein im Bundesfinale in Berlin vertreten werden. Für die Alexander-von-Humboldt-Schule Neumünster trat Isabelle Burrer im Wettbewerb der Sek II an. In der ersten Debatte musste sie sich mit der Frage auseinandersetzen, ob in Deutschland wie in Frankreich eine Höchstgrenze von 1000 € für Bargeldgeschäfte eingeführt werden solle. Doch sie zeigte sich nicht zufrieden. „Das Niveau der Debatte war nicht besonders hoch“, fasste sie selbstkritisch ihre Wahrnehmung zusammen. Die zweite Vorrundendebatte zum Thema „Soll in Schleswig-Holstein Hitlers ‚Mein Kampf‘ als Pflichtlektüre an weiterführenden Schulen eingeführt werden?“ lief ihrer Ansicht nach besser. Schwerpunkt ihrer Pro-Argumentation war die Entmystifizierung des Werkes.
Entscheidend für den Erfolg ist neben eigenen Fähigkeiten und guter Vorbereitung auch ein kongenialer Partner, aber gleichermaßen eine gut aufgestellte Gegenseite. Der ebenfalls anwesende Landtagspräsident Klaus Schlie (CDU) bewundert daher an dem Wettbewerb besonders das „gemeinsame Diskutieren“. Von den ansonsten im Landtag stattfindenden Debatten würden sich diese abheben, da es weitaus mehr als ein „stereotypes Meinungs-vortragen“ sei. Anke Erdmann betonte den „respektvollen Umgang“, den sie sich häufiger im Landtag wünschte. Die eigene souveräne Qualifikation für das Finale erschien in der Folge für Isabell fast zweitrangig. Wichtiger war es ihr, dass ihre Freundin Antonia May (Gymnasium Eckhorst) sich ebenfalls durchsetzen konnte. Dass es sich bei „Jugend debattiert“ um mehr als nur eine bloße rhetorische Fingerübung handelt, zeigt die kurzfristige Änderung des Finalthemas am Abend vor dem Wettbewerb. Die ursprüngliche Debattenfrage „Sollen öffentlich-rechtliche Sender auch rechtspopulistische Parteien zu Diskussionsveranstaltungen im Wahlkampf einladen?“ wurde aufgrund der tagespolitischen Veränderung abgewandelt. Es sollte nun diskutiert werden, ob man auch rechtspopulistische Parteien zu Schuldiskussionsveranstaltungen einladen solle. Geschickt gelang es Isabelles Proseite den Fokus auf den Bildungsauftrag der Schule zu legen. Auch unbequeme Meinungen müssten ernst genommen werden, Populismus aktiv entlarvt werden. Für die Jury trat Isabell am überzeugendsten auf, besonders gelobt wurde ihre klare Sprache. Sie wird am 17. Juni 2016 Schleswig-Holstein in Berlin vertreten.
Der Wettbewerb schult das Hinterfragen und kritische Denken. Auch Dr. Heiner Gark (FDP) plädiert daher für eine Einladung rechtspopulistischer Parteien: „Demokratie müsse mit Worten verteidigt werden.“ Für ihn sind Diskussionen in Schulen immer besonders intensiv. Bloße Floskeln reichten dort nicht aus. Man müsse mit Argumenten überzeugen. Resümierend macht er im Plenarsaal, in dem er seit mehr als 15 Jahren aktiv ist, eine neue Erfahrung: „Auch Zuhören kann richtig Spaß machen!“
Die Landessieger ihrer Alterklasse Isabell Burrer (AHS Neumünster) und Arvid Baier (Stormarnschule Ahrensburg) |