Tohuwabohu in der UN-Generalvollversammlung: Der afrikanische Staatsminister putscht vor den Augen der internationalen Staatengemeinschaft gegen seinen Präsidenten, dem die Chinesen überraschend Asyl gewähren. Buhrufe im Sitzungssaal.
Der arabische Präsident entlässt seinen Wirtschaftsminister, der den Handel zu Indien intensivieren möchte. Applaus von den Rängen. Alle bisherigen Verhandlungen müssen plötzlich auf eine neue Basis gestellt werden - bilateral und multilateral. Was sich anhört wie ein ungläubiges Szenario, entpuppt sich als ein Zwischenergebnis des mehrtägigen Planspiels Politik & Internationale Sicherheit (POL&IS), zu dem insgesamt 41 Schülerinnen und Schüler der Alexander-von-Humboldt-Schule nach Usedom aufgebrochen sind.
Vier Tage lang geht es auf der Ostseeinsel für die zwei WiPo-Profilkurse des 10. und 11. Jahrgangs und einigen weiteren Freiwilligen um das ganz Große: Frieden, Sicherheit und Wohlstand für die gesamte Welt. Eine Mammutaufgabe! Wie viele Industriezentren benötigt Europa, um genügend Agrar- und Energiegüter zu produzieren? Kann Südostasien seine Bevölkerung ausreichend mit Lebensmitteln versorgen? Sagt Indien der Kinderarbeit endlich den Kampf an? Wie wird Nordamerika seines Müllproblems Herr? Kämpft Japan streng genug gegen die Walfangmafia im Pazifik? Geht von Russland eine globale Gefahr aus? Können die NGOs ihre Forderungen durchsetzen? Behält die Weltbank den Überblick? Was twittert die Presse? Schnell wird klar, dass es auf diese Fragen nicht die eine, richtige Antwort gibt und es wird verhandelt, was das Zeug hält. Formulare, Anträge, Petitionen, Reden und Deals bestimmen das rege Treiben an den drei Seminartagen, sogar Bestechungen werden plötzlich als legitimes Mittel angesehen. Starker Tobak! Die Mittagspause muss zu Gunsten bilateraler Gespräche gekürzt werden - auf Wunsch der Teilnehmer, wohlgemerkt. Das Ergebnis: offen!
Unsere WiPo-Lehrerin Frau Köhn organisierte bereits zum dritten Mal diese Simulation, die von den Jungoffizieren der Bundeswehr durchgeführt wird. In der Jugendbegegnungsstätte Golm auf Usedom findet die Gruppe ideale Spielbedingungen und entwickelt im Laufe des Rollenspiels enormen Ehrgeiz. Ohne Frage haben die Profilkurse von Herrn Redecker (11. Jahrgang) und Herrn Kaikowski (10. Jahrgang) auf dieser Exkursion viel gelernt, auch wenn das internationale Treiben manchmal unübersichtlich bleibt und an der einen oder anderen Stelle kein befriedigendes Ergebnis erzielt werden kann: Staaten gehen pleite, Regionen versinken im Müll, Regierungen werden durch Guerillas gestürzt, Krieg bricht aus. Das große Ganze ist in weite Ferne gerückt. Das Verständnis für internationale Politik hingegen ist nach diesen vier Tagen näher als je zuvor.