Die Toteninsel – Unheimliche Geschichten aus der 6d

Angeregt durch das Gemälde „Die Toteninsel“ von Arnold Böcklin hat die Klasse 6d im Deutschunterricht unheimliche Geschichten mit viel Spannung und Grusel geschrieben.

 

Fünf tolle Texte kann man hier nachlesen. Viel Spaß und starke Nerven!

 

Es ist fast Mitternacht, als Elena und ihr Mann mit einem Sarg an der Toteninsel ankamen. Es war unheimlich mit den großen düsteren Tannen, dem grauen Himmel und der mächtigen Steinmauer. Elena fürchtete sich sehr. Doch sie musste die ganze Zeit an den Sarg mit dem toten Vater denken. Der Vater wollte auf der Toteninsel begraben werden, das war sein letzter Wunsch. Denn seine Frau, die vor vielen Jahren verstorben war, wurde dort auch begraben. Als sie den Sarg schon ein Stück weit getragen hatten, hörten sie plötzlich ein Wispern und ein Klopfen aus dem Sarg. Zuerst bekamen sie einen großen Schreck. Doch dann rief Elena: „Vater, lebst Du?“ Zitternd öffneten sie den Sarg. Aber der Sarg war leer, der Vater war verschwunden. Sie riefen, so laut wie sie nur konnten: „Vater, wo steckst Du?“ Doch sie bekamen keine Antwort. Sie schauten sich um, aber es war stockfinster und sie konnten nichts erkennen.  Sie beschlossen in die Felsenburg zu gehen, um ihn dort weiter zu suchen. Sie mussten lange suchen, um einen Eingang zu finden. Als sie endlich in der Burg waren, riefen sie wieder nach dem Vater. Plötzlich erscheine ein Geist in der Ecke. Elena und ihr Mann erschraken und wollten weglaufen. Der Geist rief: „Bleibt hier, ich tue euch nichts.“ „Ich suche meinen Vater“, sagte Elena. „Können Sie mir helfen?“ „Kommt mit, ich führe euch zu ihm.“ Nach einem anstrengenden Marsch in der Dunkelheit kamen sie in eine große helle Kammer. Dort sahen sie ihren verstorbenen Vater neben der Mutter. So war der letzte Wunsch des Vaters in Erfüllung gegangen.

Von Eske

 

Die Insel der Toten
Ein Mann namens Pastor Celim bekam eines Tages einen Anruf, dass sein bester Freund gestorben sei. Er sagte: „Ok, aber ich möchte ihn selbst zur Insel der Toten bringen.“ Zu der Zeit, als er das sagte, wusste er noch nicht, dass diese Entscheidung die dümmste seines Lebens war. Also packte er sich seinen weißen Umhang und ging hinaus. An seiner Kirche, wo er Pastor war, sah er den Sarg schon von weitem. Er war mit einem weißen Tuch bedeckt und auf dem Tuch lagen wunderschöne Rosen. „Genau wie er es sich gewünscht hatte!“, dachte Pastor Celim. Plötzlich glitt ihm eine kleine Träne über das Gesicht. Er rief seinen Lehrling und die beiden schleppten den Sarg auf das Boot, was er gemietet hatte. Es war ein sonniger Tag und die beiden dachten sich nichts dabei, alleine mit dem Boot rauszufahren. Aber als sie die Küste nicht mehr sehen konnten, wurde das Wasser trüb und der Himmel dunkel. Der Junge sprach: „Was ist das?“ – „Ich weiß es nicht!“, sagte Pastor Celim. Das war der Fluch der Insel, aber das konnten sie zu dem Zeitpunkt noch nicht wissen. Nach zehn Minuten Rudern kamen sie an der Toteninsel an. Der Pastor betrat mit einem Fuß die Insel, um den Sarg rüber zuziehen. Aber dazu kam er nicht, denn es zog ein Gewitter verdächtig schnell auf. Der Pastor schaute sich verwirrt um, weil er nicht verstand, was da gerade passierte. Plötzlich hörte er ein Rufen: „Pastor! Ich muss weg, sonst kentert das Boot!“ Und nun stand er da, mutterseelenallein. Er stand da als hätte er einen Geist gesehen. Er konnte nicht glauben, dass sein Lehrling ihn so im Stich lassen konnte. Da sah er sich auf der Insel um. Und siehe da, ein riesiger dunkler und Angst einflößender Wald. Dann sah er sich weiter um und ihm sind die komischen Löcher indem Fels aufgefallen. Auf einmal hörte er einen lauten Knall! „Was war das?!“, fragte sich der Pastor. Es spielten sich so viele Szenen in seinem Kopf ab: Dass sein bester Freund gestorben war, dass sein Lehrling ihn im Stich gelassen hatte und dass er jetzt wahrscheinlich für den Rest seines Lebens hier auf der Insel festsitzen würde. Er ging in den Wald, um einen Unterschlupf zu suchen, weil das Gewitter immer näherkam. Der Pastor sah etwas Schwarzes in der Ferne. Er kam näher und da sah er es: ein Floß, seine Rettung. Er nahm es, aber seine Knochen machten es bald nicht mehr mit, denn er war ja immerhin schon 88. Der Mann tat sein Bestes und schaffte es sogar. Das Floß an den Steg zu schieben. Es sah zwar etwas heruntergekommen aus, aber er dachte sich: „Ich habe ja eh nichts mehr zu verlieren.“ Also stieg er auf das Floß, nahm sich ein paar Äste und ruderte los. Ungefähr 50 Meter von der Insel entfernt war er nun. Aber plötzlich fing es an zu schwanken und es zog ein Strudel vor ihm auf. Er geriet hinein. Er hörte nur noch einen lauten Schrei und dann war er weg. Er öffnete seine Augen auf einer Liege in einer Gegend, die ihm irgendwie bekannt vorkam. „Hallo Celim, mein Freund.“ Das war doch die Stimme seines Freundes. Pastor Celim stand auf und wunderte sich, denn er konnte fliegen! Sein Freund erklärte ihm, dass er ertrunken sei und er jetzt ein Geist war. Er sah auch seine Familienmitglieder: Mama, Papa, Oma usw. Der Pastor war überglücklich! Und so lebten sie alle gemeinsam auf der Insel der Toten!

Von Lieke

 

Die Geschichte der Toteninsel
Ein alter Herr namens Peter Smith saß eines Tages in seinem kleinen Haus am Deich und trank einen starken Kaffee. Er hatte gerade ein weiteres Kreuzworträtsel gelöst und legte es auf den mittlerweile unübersichtlichen Stapel von gelösten Zeitungsrätseln, als es an der Tür klopfte und seine Enkel Sarah und Neal den Kopf reinsteckten. „Hallo Opa, hast du gerade Zeit“, fragte Sarah. „Wir würden gerne die Geschichte von der Toteninsel hören. Heute ist doch Halloween“, sagte Neal, als Peter nichts erwiderte. „Ach ja, ach ja. Die Geschichte an Halloween. Wie ich sehe, haltet ihr die Tradition ein“, grummelte Opa Peter freundlich. Sarah und Neal traten ein und setzten sich rechts und links auf den Schoß von ihrem Opa. Sie schnappten sich einen von Opa Peters besten Keksen und guckten ihn aufmerksam an. „Schieß los!“, sagte Neal aufgeregt. Opa Peter fing an zu erzählen.
„Es waren einmal ein Mann, sein Sohn und seine Tochter. Sie lebten ein schönes Leben in einem Dorf nahe der Nordsee. Eines Tages passierte etwas Unvorhersehbares: Die Tochter wachte nicht mehr auf. Zu der Zeit war auch der Beginn von Halloween. Der Vater und der Sohn reagierten schnell und riefen den Notdienst. Als dieser kam, bestätigte er ihre schlimme Befürchtung. Die Tochter war tot. Wie, konnte man nicht sagen, da sie weder ein hohes Alter noch Vorerkrankungen hatte. Ihr müsst wissen, sie war erst 15 Jahre alt.“
„Oh nein“, meinte Sarah. „Ja, dies war sehr tragisch. Aber nun weiter. Auf jeden Fall, der Vater und der Sohn waren am Boden zerstört. Trotzdem entschieden sie sich, das Begräbnis von ihrer Tochter schnell hinter sich zu bringen. Sie besorgten sich einen sehr schönen, weißen, mit roten Blüten geschmückten Sarg von der Friedhofskapelle. Zuhause füllten sie weitere rote und weiße Blütenblätter in den Sarg und betteten die Tochter darauf. Sie beteten sie noch einmal an, dann schlossen sie den Sarg und trugen ihn in Richtung Hafen. Dort angekommen stellten sie ihn in ihr kleines Fischerboot. Der Vater trug ein weißes Gewand und stellte sich an den Bug, währen der Sohn sich ans Ruder setzte und lospaddelte. Sie waren gerade vor dem Tor der Toteninsel angelangt, als plötzlich ein heftiges Unwetter losbrach. Es stürmte, hagelte, blitzte, donnerte, regnete, schneite und alles wurde eiskalt. Das Boot wurde hin und her geschleudert und sie mussten sich verzweifelt an der Reling festklammern. Plötzlich wurde alles pechschwarz...
Hektisch griffen der Sohn und der Vater um sich, auf der Suche nach einer Lampe oder wenigstens einem Zündholz. Doch dort war nichts, denn das Boot war leer. Das Unwetter und die Schwärze hatten sich gelegt und der Sarg war weg. Der Vater und der Sohn konnten sich dies nicht erklären. Die Taue, mit denen der Sarg befestigt war, hingen schlaff an den Seiten des Bootes und die Enden baumelten im Wasser. Sie wussten nicht, was sie tun sollten, da der Sarg weg war. Also beteten sie ein letztes Mal und machten sich auf den Heimweg.
Wieder auf dem Festland durchbrach der Vater das Schweigen, was seither über ihnen lag: „Dann ist es also wahr“, sagte er mehr zu sich selbst als zu seinem Sohn. „Was ist wahr?“, fragte daraufhin sein Sohn. „Die Geschichte mit den Ungeheuern der Toteninsel.“ - „Erzählst du sie mir?“ „Ja, mein Sohn. Das werde ich zuhause bei einer Tasse Tee.“ Also gingen sie trauernd nach Hause. Aber die Geschichte mit den Ungeheuern, die ist eine andere.“
Sarah und Neal waren wie in Trance. „Dürfen wir die auch hören?“, fragten sie begeistert. „Ein anderes Mal vielleicht“, sagte Peter. „Nun geht nach Hause, es ist schon spät.“ - „Ok. Tschüss Opa“, riefen sie noch und waren auch schon weg. Entspannt lehnte Opa Peter sich zurück, glücklich über den Besuch seiner Enkel.

Marla, 30.01.2022

 

Gruselige Geschichte von Mathis
Manuel ist ein Bootsmann, der jeden Monat am letzten Dienstag mit seinem Boot auf eine Insel mitten auf dem Meer fährt, um eine Kiste mit unbekanntem Inhalt zu überbringen. Eigentlich findet er die einsame Insel total gruselig, doch er bekommt für eine Lieferung ziemlich viel Geld.
An diesem letzten Dienstag im Mai 1919 war Manuel trotz eines starken Gewitters, das auf ihn zukam, zur Insel gefahren.
Ihr Wächter war ein guter Freund von Manuel. Doch seinen Namen kannte er nicht. Als er an dem Steg vor der Insel anlegte und die Kiste mit dem mysteriösen Inhalt abgab, fragte er den Wächter: „Hallo alter Freund. Ich wollte dich fragen, ob ich für ein paar Stunden noch auf der Insel bleiben kann. Durch das Gewitter, das auf uns zukommt, möchte ich ungern über das tosende Meer fahren“. „Gib mir die Kiste und steig aus. Doch sei gewarnt, wenn du die Insel betrittst, vielleicht kommst du nie mehr zurück“.
„Kann ich hier irgendwo mein Lager aufschlagen, Freund?“, fragte Manuel.
Doch der Wächter war verschwunden samt der Kiste. Manuel sah ihn noch, wie er in einen der alten Schächte ging.
Manuel ging durch das alte Tor der Insel und stand auf knirschendem Sand. ‚Da hinten kann ich mein Lager aufschlagen.‘ Er sah auf den kleinsten der Bäume des dunklen und modrig riechenden Waldes.
Nachdem Manuel seine Sachen niedergelegt hatte, ging er in den nebligen Wald. Er brauchte trockene Blätter, um die kleine Felsspalte, die gerade so groß war, dass er seine Wolldecke hineinlegen konnte, warmzuhalten. Die meisten Blätter, die er fand, waren nicht geeignet, um den Boden der Kuhle warm zu halten. Doch einige Blätter waren trocken. Als er sich gerade auf den Rückweg zum Lager machen wollte, raschelte es neben ihm im Gebüsch. Jemand sprang heraus und schlug ihn mit der bloßen Faust ins Gesicht. Als Manuel wieder erwachte, lag er auf dem nassen Boden. Er hörte neben sich jemanden laufen. „Wer bist du und was willst du von uns?“, fragte jemand.
„Ich heiße Manuel und bin ein Bootsmann, der für ein paar Stunden auf dieser Insel bleiben darf, um das Gewitter zu überstehen.“ Plötzlich wurde Manuel von einer Hand wieder auf die Beine geholfen. Vor ihm stand ein junger Mann. Er hatte eine Weste und alle möglichen Dinge an, die man fürs Überleben braucht. „Bist du……der Bootsjunge, der nach mir hierher fahren musste?“, fragte der junge Mann.
„Ja, ich glaube, das bin ich, aber Moment mal, bist du dann der Bootsmann, der nie wieder zurückgekommen ist?“, fragte Manuel.
„Ja, ich heiße Friedrich und wie heißt du?“
„Manuel, ich heiße Manuel.“
Friedrich erzählte Manuel, wie er auf die Insel gekommen war und nicht wieder herunter.
„Auf der Insel ist es immer noch 1886. Die Zeit vergeht hier nicht. Wir sind gerade in einer Zeitblase eingeschlossen. Ich habe genau denselben Fehler gemacht wie du. Als das Gewitter aufzog, habe ich die Insel trotz der Warnung des Wächters betreten und konnte nicht mehr entkommen“, sagte Friedrich.
„Ist der Wächter denn auch hier gefangen?“, fragte Manuel.
„Nein, er kann die Insel verlassen, aber er will es nicht. Er will Ruhe haben“, antwortete Friedrich.
Da kam der Wächter in den Wald. Er ging zu Friedrich und Manuel.
„Der Stein, mit dem ihr die Insel verlassen könnt, liegt in der alten Ruine im Felsen. Allerdings wird er von blutrünstigen Vampiren bewacht, die ihn gegen jeden verteidigen“, sagte der Wächter und ging wieder. Manuel und Friedrich blickten sich an und sagten:
„Wir müssen diesen Stein holen!“
Bei Nachtanbruch machten sich die beiden mit einer Öllampe in der Hand auf den Weg. Die Ruine spiegelte sich im Meer, was hohe Wellen schlug. Die steinernen Mauern der Insel wirkten bedrohlich. Manuel und Friedrich war anzusehen, dass sie große Angst hatten.
Inzwischen waren sie bei den drei geheimnisvollen Toren. Eines von ihnen sonderte einen modrigen und vergammelten Geruch ab, der Friedrich einen Schauer über den Rücken laufen ließ. „Gehen wir in das mittlere, rechte oder linke Tor?“, fragte Friedrich. „Ich glaube, wir gehen in die Mitte. Das Tor riecht nach Friedhof!“, sagte Manuel überzeugt und ging in den Gang. Friedrich folgte ihm zwar ungern, aber er wollte seinen neuen Freund nicht alleine lassen. Der Gang bog um eine Ecke. An den Wänden funkelten sie aufgemalte Totenköpfe böse an. Der modrige Geruch wurde mehr. Manuel schaute um die Ecke. Hinter der steinernen Mauer sahen sie die beiden Vampire, die aus mit Blut gefüllten Dosen tranken.
„Mein Plan ist: Du und ich rennen los. Nachdem du in den Raum am Ende des Ganges läufst, lenke ich die Vampire ab“, sagte Friedrich.
„O.K“, sagte Manuel und rannte los. Friedrich spurtete hinterher. Die Vampire drehten sich erschrocken um und ließen ihre Blutkonserven fallen. Friedrich lenkte die beiden bleichen Vampire ab. Manuel rannte. Er sah die Tür näherkommen, doch da flog etwas an ihm vorbei. Ein Pfeil krachte neben ihm an die Mauer. Jemand trat aus dem Schatten.
Ein ungefähr zwei Meter großer Vampir mit großen, bedrohlichen und käsegelben Reißzähnen blickte ihm in die Augen. Manuel knockte ihn mit einem Schlag aus. Er rannte zur Holztür und öffnete sie. Vor ihm lag der rote Rubin, der ihnen von der Insel helfen würde. Er schnappte sich ihn und rannte den Schacht zurück zu Friedrich, der die Vampire alle besiegt hatte. Sie rannten aus dem Schacht ins Freie. Ihre Sachen hatten sie schon gepackt und liefen zum Steg. Das Boot trieb seicht auf dem Meer. Sie nahmen den Stein in die Hand und gingen durch das Portal zum Boot, in das sie hastig einstiegen. Der Wächter winkte ihnen zum Abschied und die Freunde fuhren in Richtung Heimat. Am Hafen angekommen rannten sie zu Manuel nach Hause, wo Friedrich herzlich aufgenommen wurde.
Ende

 

Die Toteninsel
Der alte Priester Stefan war wie jeden Freitagabend mit seinem Boot auf dem Weg zur Toteninsel, um die Verstorbenen zu begraben. Doch an diesem Tag war es merkwürdig für ihn, zur Insel zu fahren. Es war unheimlich still und die Wolkendecke war dunkel zugezogen. Er befürchtete, es sei die Ruhe vor dem Sturm. Und er sollte Recht behalten.
Stefan begann zu graben, wobei er zu Gott sprach und den Verstorbenen segnete. Nach einiger Zeit fing es an zu regnen. Es wurde immer schlimmer und doller. Ihm wurde klar, dass er nicht mehr zurückkonnte. Der Sturm war gekommen. Er wusste, dass ihm nichts anderes übrigbliebe, als in den streng verbotenen Wald zu gehen und dort einen Unterschlupf zu suchen. Stefan war verzweifelt. Tat der das Richtige?
Als er am Wald ankam, atmete er noch einmal tief durch. Sein Atem war kalt und schauernd. Vorsichtig ging er ein Stück in den Wald hinein. Alles war düster und mit einem bleichen Schleier versehen. Der fiese Regen kam kaum durch die dichten Kronen der alten Tannen. Der alte Priester atmete noch einmal so tief ein. Plötzlich geschah etwas, das ihm einen Schock verstieß. Was es war, konnte er nicht erkennen. Ihm war so schummrig im Hirn. Aus allen Himmelsrichtungen kamen weiße verschleierte Gestalten auf ihn zu. Geister, die er kannte. Geister derer, die er selbst hier vergraben hatte. Stefan hatte das Gefühl er wäre tot. Er brauchte einen Moment, bis er merkte, dass er es nicht war. Sein Magen zog sich zusammen, als er sah, was passierte.
„Stefan!”, flüsterte eine wütende Stimme, „was tust du hier?“ Stefan schnellte herum. Er sah in die kreidebleichen Augen eines Geistes. Ihm war angst und bange bei diesem Anblick. Der einzige Gedanke, den er hatte, war, dass er einfach nur noch wegwollte. Schwitzend überlegte er, wo und wie er am besten entkommen konnte. Ein kleiner, enger, dunkler Spalt war zwischen den unheimlichen Gestalten. Langsam setzte er sich in Bewegung und wurde immer schneller. Er rannte bis zur Stelle, an der er entkommen wollte. Zitternd erreichte er sie, alle Augen der Geister auf ihn gerichtet. „Tja, da wirst du nicht lang kommen. Schon mal etwas vom Totenbann gehört?“, sagte der älteste Geist mit rauer, durchbrochener Stimme. Stefan antwortete nicht. Er war ohne Gefühle. Scheinbar war es in ihm übergekocht. Nun sprach ein jüngerer: „Stefan, du bist selbst schuld! Du bist in den verbotenen Teil der Insel gegangen. Warum heißt sie wohl Toteninsel? Wir sind die Seelen, die du hierhergebracht hast. An den einsamsten Ort des Ozeans.“ Der Priester erschrak und er spürte, wie er weiß wurde. Die Geister lachten höhnisch. „Opfer ist unsere Devise!“, wieder lachten sie. Mit zitternder Stimme fragte er: „Was soll das heißen, Opfer?“ Der Älteste antwortete wieder. „Nun, dort sind zwei Dinge nötig, damit du wieder freikommst. Du solltest wissen, dass du niemals wieder die gnadenreiche Chance bekommst in den Himmel zu kommen. Der Platz in der Hölle ist nun für dich reserviert.“ „Und zweitens?“, fragte nun wieder Stefan. Der alte Geist zögerte, sagte jedoch dann: „Du musst etwas von dir hierlassen und da reicht kein Haar. Es muss tödlich schmerzhaft sein.“ Er erschrak. Was könnte das sein? Eine Hand? Ein Fuß oder reichten die Finger? „Mit einer Hand wären wir schon zufrieden“, sagte der Geist genüsslich und sah sich bei den Geistern um. Ihm blieb nichts anderes übrig. Schweren Herzen schnitt er sich die linke Hand ab. Er war frei, doch er wusste, dass er den Fehler seines Lebens gemacht hatte. Das Unwetter war noch nicht verzogen, aber er fuhr trotzdem. Es dauerte lange, aber das war ihm egal. Er war zwar traurig, dass er nicht mehr in den Himmel kam, aber er war erleichtert, dass er frei und raus aus dem Wald des Grauens war.

Von Milla