Besuch des 11. Jahrgangs im Konzentrationslager Neuengamme

Am 12.6.2023 brach der gesamte 11. Jahrgang unserer Schule mit zwei Bussen zu einer ganztägigen Exkursion zum Konzentrationslager Neuengamme in der Nähe von Hamburg auf. Im Folgenden gebe ich wieder, von welchem Schrecken wir – ganz in unserer Nähe - erfahren haben.

Das Lager

Das Konzentrationslager Neuengamme war das größte KZ in Nordwest-Deutschland und eines von vielen, die in der NS-Zeit von den Nationalsozialisten genutzt wurden. Es befindet sich im südlichen Teil Hamburgs, auf einem Gelände von ca. 57ha, die von ursprünglich 73ha noch übergeblieben sind.

Neuengamme wurde im Verlauf seiner Geschichte verschieden genutzt. Nachdem das dritte Reich fiel und die Zeit des Konzentrationslagers vorbei war, wurde es zunächst als Internierungslager genutzt, dann wurde 1948 ein neues Gefängnis auf dem Gelände errichtet und die Geschichte des Konzentrationslagers Neuengamme war zunächst vergessen. Bis es 2005 schließlich zur Gedenkstätte wurde, nach Jahren unerlässlichen Drucks durch Überlebende und Historiker.
Das Konzentrationslager wurde bereits 1938 errichtet, damals erst klein mit nur einer kleinen Ziegelfabrik, 1940 nach einem Besuch Heinrich Himmlers wurde Neuengamme in dessen Auftrag deutlich vergrößert, mit einer neuen Ziegelfabrik deutlich größer als die vorherige.
Nach dem Ausbau übernahm Neuengamme die Funktion als norddeutsches Stammlager, welche vorher vom KZ Sachsenhausen getragen wurde, und hatte somit sehr viele Nebenlager.
Alle Gebäude auf dem Lagergelände wurden im Stil ‚‚Neue Sachlichkeit‘‘ gebaut, keineswegs aus Zufall, dieser Baustil war Teil der Nazi-Ideologie.

Neugamme 1
Der Standort des KZs wurde ebenfalls nicht zufällig ausgewählt, in Neuengamme gab es einen sehr fruchtbaren Boden und einen hohen Grundwasserspiegel sowie große Vorkommen von Lehmboden, welcher von besonderer Bedeutung war, da dieser Lehm für die Ziegelproduktion nötig war. Neuengamme wurde aus den vor Ort hergestellten Ziegeln gebaut. Selbige sind auch immer noch überall in Hamburg zu finden.

Neugamme 2


Leben im Lager

Neuengamme war ein reines Männerlager. Weibliche Häftlinge waren in der gesamten Stadt Hamburg verteilt. Es gab jedoch trotzdem Frauen auf dem Lagergelände, die im Lagerbordell zu Geschlechtsverkehr gezwungen wurden. Dieses Lagerbordell diente auch zur Belohnung von Capos die gute Arbeit geleistet hatten.
Capos waren ausgewählte Aufseher und ebenfalls Gefangene. Ihre Aufgabe war es, ihre Mitgefangenen zu überwachen, jeweils in einer zugeteilten Baracke. In diesen Baracken waren die verschiedenen Häftlingsgruppen (Homosexuelle, Kleinkriminelle, Juden, Sinti und Roma, Politische Gefangene, Zeugen Jehovas) gemischt, damit Kommunikation und Gruppenbildung nicht möglich waren, um so Aufstände zu verhindern. Die Capos waren von sehr wichtiger Bedeutung, da sich die eigentlichen Lageraufseher nachts nicht in die Baracken wagten, aus Angst vor der schieren Menge an Gefangenen.
Die Lebensbedingungen im Lager waren brutal. Häftlinge litten an Hunger, Kälte, Krankheit und Überarbeitung. Die körperliche und psychologische Belastung war extrem, die Häftlinge wurden ständig schikaniert, sie mussten harte Arbeiten verrichten, so starben die Häftlinge schnell, oft innerhalb der ersten drei Monate aus gesundheitlichen Gründen oder an Selbstmord.
In den Baracken war es eng, stickig und roch nach menschlichen Körperausscheidungen. Es gab keine Privatsphäre, die Gefangenen schliefen dicht gedrängt, zuerst auf dem Boden, dann in dreistöckigen Etagenbetten.
Jeden Morgen und Abend mussten alle Häftlinge auf dem Appellplatz antreten und wurden durchgezählt. Diese Appelle dauerten teils bis zu 17 Stunden. Auf dem Appellplatz wurden ebenfalls öffentliche Hängungen durchgeführt, die zur Abschreckung der anderen Gefangenen dienen sollten.
Die Gefangenen von Neuengamme verbrachten allerdings nicht alle ihre Zeit im Lager selbst. Oft wurden sie an Bauern in der Umgebung verliehen, um Feldarbeiten zu verrichten, oder in die Stadt geschickt, um dort Trümmer wegzuräumen.
Arbeit in der Ziegelfabrik
Auch die Arbeit in der Ziegelfabrik war sehr hart. Die Gefangenen mussten lange Stunden arbeiten und das ohne jegliche Schutzkleidung, was bei den mehrere tausend Grad heißen Brennöfen oft zu Unfällen führte.

Das Ende

Als die Britischen Truppen ins Konzentrationslager einmarschierten, fanden sie dieses leer vor. Es war kurz zuvor durch die SS geräumt und zudem wichtige Unterlagen vernichtet worden. In diesen letzten Tagen der Räumung kamen am meisten Gefangene ums Leben, wie die langen Banner in der Halle des Gedenkens am Ende unserer Führung eindrücklich zeigten.

Neugamme 3

Insgesamt waren über 100.000 Häftlinge im KZ-Neuengamme, wovon mindestens 42.900 starben. Die genaue Todeszahl ist jedoch nicht bekannt, da immer wieder neue Dokumente entdeckt werden, die zusätzliche Opfer ans Tageslicht bringen.
Für uns alle war dies ein sehr wichtiger Tag. Es ist Schreckliches passiert, was nie wieder passieren darf und deshalb ist es unsere Pflicht, die Erinnerung wachzuhalten.

Ein Bericht von Freya Emily Frässdorf